Der Passionszyklus im Kreuzgang
Sie sorgen im Kreuzgang der Altöttinger Stiftspfarrkirche St. Philippus und Jakobus für mystische Stimmung und kommen deshalb nur in der Fastenzeit/Karwoche zum Einsatz: die Passionsdarstellungen aus der vorletzten Jahrhundertwende in Form von transparenten Fensterbildern, deren besondere Wirkung sich durch den Lichteinfall von hinten entfaltet. Doch die 15 großen und vier kleinen Transparentgemälde in der sehr seltenen, sogenannten „Tüchleinmalerei“ gefertigt, sind in einem schlechten Zustand und bedürfen einer dringenden Restauration. Dass diese einzigartigen Kunstwerke erhalten werden müssen, waren sich Pfarrei, Diözese und das Bayerische Landesamt für Denkmalspflege einig. So wurde am Dienstag, 14. Februar 2017, daserste restaurierte Bild im Kreuzgang präsentiert.
Die transparenten Passionsfensterbilder aus dem Kreuzgang der Stiftspfarrkirche galten für die Verantwortlichen schon lange als „Sorgenkinder“ der Pfarrei: Die Farben verblasst, Risse und Löcher notdürftig mit Flicken hinterklebt, Schäden durch Wasserränder, Stockflecken und Schimmelauflagen, ausgefranste Bildränder, so die Bestandsaufnahme. „Fünf Jahre ist es nun her“, erinnerte Stadtpfarrer und Stiftspropst Prälat Günther Mandl, „dass sich im Jahr 2012 die Kirchenverwaltung eingehend mit der Restaurierung der sogenannten ‚Tüchleingemälde‘ beschäftigte. Kirchenpfleger Gottfried Oswald bestätigte, dass nach Begutachtung durch das Landesamts für Denkmalpflege mit Einstufung des Passionsgemäldezyklus‘ als „einmalig und liturgisch sowie kunsthistorisch hoch bedeutend“, nach Zusage des Kunstreferats der Diözese Passau für Bezuschussung Bild Nr. 2 „Christus nimmt das schwere Kreuz auf seine Schultern“ den Anfang machte. Für die Begutachtung und Erstellung eines Restaurierungskonzeptes zeichnete sich das Landesamt für Denkmalpflege in München verantwortlich. Schließlich wurde die Münchner Firma Bildwerk Restaurierung mit den erforderlichen Arbeiten betraut und wie Kirchenpfleger Oswald bei der Präsentation des hervorragend restaurierten „Bildes Nr. 2“ befand: „Eine mühsame Sache – aber man sieht, es lohnt sich!“ Die anfallenden enormen Restaurierungskosten (12.000 Euro waren für das erste Tüchleingemälde zu zahlen), so waren sich Prälat Mandl und Kirchenpfleger Oswald einig, könne die Pfarrei nicht alleine schultern, dies sei nur mit Unterstützung möglich. Die Diözese, so versprach Alois Brunner vom Kunstreferat der Diözese Passau, werde zwei Drittel der anfallenden Kosten übernehmen. Ein Drittel müsse die Pfarrei selber aufbringen, dabei hoffe man, so Mandl und Oswald, in Form von „Patenschaften“ das Ganze zu finanzieren. Man wolle die Restaurierung des gesamten Passionszyklus‘ zügig weiterführen. Für das Jahr 2017 habe die Kirchenverwaltung die Restaurierung weiterer vier Bilder beantragt, die restlichen sollen in den kommenden Jahren nach und nach folgen.
Den geschichtlichen Hintergrund der „Tüchleingemälde“ und Zusammenhänge mit der künstlerischen Ausgestaltung der St.-Anna-Basilika vor 100 Jahren durchleuchtete Mag. Paul Huber vom Landesamt für Denkmalpflege mit Verweis auf den Maler Josef Führich und dessen im Nazarener Stil geschaffener Kreuzweg der Othmarkirche in Wien, der als Szenenvorlage dem Passionszyklus im Kreuzgang der Altöttinger Stiftspfarrkirche zugeschrieben werde.
Roswitha Dorfner