Pilgerreise 2019
2019: Mit Paulus und Barnabas auf Zypern – Altöttinger Pilgerreise auf den Spuren biblischer Gestalten
Der Aufenthalt der Apostel Paulus und Barnabas während ihrer 1. Missionsreise 47 n. Chr. auf Zypern veranlasste die Altöttinger Pilgerreisenden dieses Jahr, den biblischen Spuren zu folgen: Bezaubernde Landschaften, beeindruckende kulturelle Stätten und wohltuende spirituelle Erlebnisse waren der Lohn. Stadtpfarrer Günther Mandl und organisatorischer Leiter Arnold Hutterer begleiteten die Pilger.
Ein erster Höhepunkt war der Aufenthalt in Paphos, einer der beiden Orte auf Zypern, deren Besuch durch Paulus und Barnabas in der Bibel bezeugt ist. Von Limassol aus, der Feststation der Pilger, ging es über Kourion und dem am Meer herrlich gelegenen Geburtsort der Aphrodite zu der biblischen Stadt. Dort konnten die 17 Altöttinger Reisenden die berühmte Paulussäule bestaunen. Diese steht direkt neben der Kirche Chrysopolitissa, einer spätbyzantinischen Kirche aus dem 16. Jahrhundert, mit Mauerresten einer frühchristlichen Basilika aus dem 4. Jahrhundert. An dieser Säule soll Paulus gemäß einer Legende gefesselt und für seinen Glauben ausgepeitscht worden sein. In der nebenan gelegenen Kirche wurde ein erster Gottesdienst gefeiert. Nach einem ausgiebigen Mittagessen ging es weiter zu prächtigen Mosaiken aus der Römerzeit. So konnten u.a. das Haus des Dionysos, des Aion und des Theseus mit sehr gut erhaltenen Mosaiken aus dem 2./3. Jahrhundert bestaunt werden.
Am nächsten Tag ging es ins Troodos-Gebirge auf gut 1700 Meter, fast bis zum höchsten Berg Zyperns, dem Olymp mit 1952 Meter. Dort besuchten die Pilger das Kykkokloster mit der bekannten Marien-Ikone, die vom Evangelisten Lukas gemalt worden sein soll. Auch wenn die Reisenden an diesem Ort von einem Unwetter heimgesucht wurden, ließen sie sich nicht beirren: Eine Stunde später schien wieder die Sonne und die Pilger bestaunten die byzantinische Scheunendachkirche „Nikalaos Tis Stegis“, ein UNESCO-Welterbe. Die Wandmalereien ab dem frühen 11. Jahrhundert beeindruckten genauso wie die erstaunliche Dachkonstruktion. Ein kurzer Bummel durch das ebenfalls denkmalgeschützte Dorf Kakopetria rundete den Tag ab.
Weiter ging es tags darauf zur Johanniterfestung Kolossi, nahe Limassol, erbaut ab 1210. Diese ehemalige Komturei des Johanniter-Ritterordens beeindruckte durch ihre klare Wucht. Dann machte sich der Bus wieder auf Richtung Troodos-Gebirge zu einer Weinprobe, und schließlich nach Omodos. Dieses auf 850 Meter gelegene Bergdorf mit lediglich 600 Einwohner erwies sich als ein malerisches Örtchen mit engen, winkligen Gassen sowie einem ehemaligen Heiligkreuzkloster. Es beinhaltet einen Splitter des Heiligen Kreuzes, das Helena, die Mutter Kaiser Konstantins im 4. Jahrhundert nach Zypern gebracht hat sowie den Teil eines Seils, mit dem Jesus ans Kreuz gebunden wurde. Nach der Rückfahrt ins Hotel von Limassol durften sich die Reisenden etwas erholen und im hoteleigenen Pool oder direkt im Meer ein Bad nehmen und so den Tag ausklingen lassen.
Am nächsten Tag ging es nach Nikosia, der letzten geteilten Hauptstadt der Erde. In der Franziskanerkirche Hl. Kreuz feierten die Pilger einen weiteren Gottesdienst, bevor es weiterging zum Archäologischen Museum, wo die Reiseleiterin Brigitte Paraskeva fachkundig und kurzweilig eine Führung hielt. Anschließend widmete man sich wieder der Gegenwart, indem man zunächst den Erzbischöflichen Palais sowie die daran angrenzende Agios-Ioannis-Kathedrale, 1662 an der Stelle einer Benediktinerkirche aus fränkischer Zeit errichtet, besuchte und über die sogenannte Green Line vom Süden in den Norden flanierte. Im türkisch besetzten Teil von Nikosia steht die zur Selimye-Moschee umgebaute ehemalige gotische Kathedrale Hagia Sopia, nachdem die Osmanen Zypern im 16. Jahrhundert erobert hatten. Ebenso bauten diese ganz in der Nähe eine Karawanserei zur selben Zeit, nicht groß, aber sehr stimmungsvoll. Hier ließ sich die Altöttinger Gruppe nieder, machte Mittagspause, um sich dann wieder auf den Rückweg nach Limassol zu machen.
Am letzten vollen Tag in Zypern konnte man mit der englischsprachigen Pfarrei von Limassol einen höchst beeindruckenden Gottesdienst feiern, wo in vielen Sprachen die Katholizität des Glaubens in Erinnerung gerufen wurde. Anschließend fuhr man zum Checkpoint Strovilia und entlang der Mesaoria-Ebene nach Salamis, der bedeutendsten antiken Stätte Nordzyperns, die erst im 19. Jahrhundert ausgegraben wurde. Davor stattete man aber dem Grabmal des Hl. Barnabas einen Besuch ab, das vor den Mauern des gleichnamigen Klosters liegt. Hier konnte auch ein Gedenken an den Reisegefährten des Apostels Paulus abgehalten werden, waren doch die beiden Gestalten des Neuen Testaments Grund und Auslöser dieser Reise, in der die Gruppe zu einem wohltuenden Geist zusammen fand. Aber auch die sich anschließende Besichtigung Salamis mit u.a. einem tollen Theater und großflächigem Gymnasium, d.h. Sportstätte der frühen Römer, sorgte für begeistertes Staunen, auch wenn manch einer unter der Hitze allmählich anfing, leicht zu stöhnen. Der Besuch Famagustas, und auch hier v.a. die ursprünglich gotische Kathedrale von St. Nikolaus aus dem 13. Jahrhundert, jedoch nach der Eroberung durch die Osmanen umgewandelt in die Lala-Mustafa-Moschee, sorgte durchaus bei manch einem Pilgerreisenden für wehmütige Bewunderung.
Am allerletzten Tag machte man sich schließlich auf von Limassol Richtung Flughafen in Larnaka. Auf diesem Weg besuchten die Pilger noch die Kirche Angeloktistos aus dem 11./12. Jahrhundert, die Hala-Sultan-Tekke-Moschee mit dem Grabmal der Tante Mohammeds sowie die St.Lazarus-Kirche in Larnaka. Letztere stammt aus dem 10. Jahrhundert und beherbergt die Gebeine des von den Toten auferweckten Lazarus. Die sich anschließende großzügige, von Palmen gesäumte Uferpromenade rundete eine wunderschöne, wohltuende und beeindruckende Pilgerreise ab: Das gute Miteinander, die stimmungsvollen Gottesdienste und Andachten sorgten dafür, dass es in der Tat eine Pilgerreise im gut-christlichen Sinne war.
Arnold Hutterer