Mit Gottes Hilfe geht es immer weiter
Es war eigentlich eine Pfarrfamilienabend-Premiere für Stadtpfarrer Dr. Klaus Metzl, denn seit Beginn seiner Amtszeit hier in Altötting waren größere Veranstaltungen aufgrund der Corona-Pandemie untersagt. So war seine Freude umso größer, dass sich am Freitagabend, 27. Januar, der Saal im Begegnungszentrum in der Holzhauser Straße mit 120 Gästen füllte, nicht nur aus der Pfarrei St. Philippus und Jakobus sondern auch aus Altötting-Süd/Pfarrei St. Josef und Unterholzhausen/Pfarrei Mariae Heimsuchung – und was besonders erfreulich war: auch die Jugend war zahlreich vertreten durch die Ministranten und die Mädchenkantorei. Prälat Metzl verwies bei seinen Begrüßungsworten auf das Altöttinger Wallfahrtsmotto 2023 „Seid gewiss: Ich bin bei Euch alle Tage bis zum Ende der Welt!“ (Mt 28,20b), als ein biblisches Hoffnungszeichen, das ebenso für den Pfarrverband Altötting gelte. Ein Hoffnungszeichen, Gottes mächtigen Beistand auf die Fürsprache Unserer Lieben Frau, hat Altötting, gerade was Kirche betrifft, dringend nötig. Dazu mehr am Ende dieses Beitrags.
Der Pfarrgemeinderat (PGR) von St. Philippus und Jakobus als Veranstalter des Pfarrfamilienabends mit Vorsitzender Luise Hell, die wie all die Vorjahre souverän und kompetent durchs Programm führte, hatte sich dieses Jahr vom Ablauf her mit neuen Ideen inspirieren lassen. Ohne die Jahresberichte der verschiedenen Sachausschüsse geht es zwar nicht, aber da mit viel Bildmaterial gearbeitet wurde, kam keine Langeweile auf. Luise Hell richtete in Vertretung für den Sachausschuss Öffentlichkeit wie auch Soziales das Wort an die anwesenden Pfarrfamilienabend-Besucher, versprach Fortsetzung sowohl des 2022 erstmalig veranstalteten Frühschoppen des PGR wie auch das Repair-Kaffee der Caritas. Herzliche Einladung im Vorfeld galt für die Altöttinger Pilgerfahrt nach Scheyern und Ilmmünster am 12. März 2023 sowie für das Pfarrfest am 13. Mai 2023.
Ein großes Anliegen hatte Annemarie Biehl für die Seniorenarbeit vorzutragen: sie bat um ehrenamtliche Mitarbeiter, die sie in der Seniorenarbeit unterstützten. Insbesondere die Ministranten von St. Philippus und Jakobus mit den beiden Oberministranten Victoria Gmach und Nelson Nosakhare sowie den Gruppenleitern Marilena Randl, Anton Oberbauer und Konrad Pollety haben mit ihrem Vortrag mit teils lustiger Foto-Montage bewiesen, dass über den Ministrantendienst hinaus die Gemeinschaft mit Gruppenstunden, Ausflügen, Ferienlager und vieles mehr bereichert wird und somit den Zusammenhalt fördert.
„Die Schwester Annette ist eine ganz nette“, reimte Altöttings Kaplan und Samariter-Bruder Martin Thaller schmunzelnd und verwies dankbar auf die Mithilfe der Heilig-Kreuzschwester im Sachausschuss Ehe-Familie-Schule, die mit langjähriger Berufsarbeit mit Kindern viele Erfahrungen sammeln konnte und damit auch in Altötting mit ihrem Ehrenamtsbeitrag bei den Kinderwortgottesdiensten punktet.
Für „Nightfire“, ein Gebetsabend speziell für Jugendliche, stellten sich als Veranstalter Simon Seilbeck, Br. Martin Thaller und Kapellmesner Michael Waxenberger vor mit einem Kurzfilm und Teilnehmer-Befragung. Der Sachausschuss Neuevangelisierung zeigte sich zuversichtlich, dass aus einem zarten Pflänzchen großes hervorsprießen könne und verabschiedete Diakon Thomas Zauner mit je einer gelben Tulpe, was Zauner trocken kommentierte: „Da wird sich aber meine Frau freuen, wenn ich den Frühling mit nach Hause bringe.“ Dankbar zeigte sich der Sachausschuss Mission-Entwicklung-Frieden über das Engagement von Bürgermeister Stephan Antwerpen, dass Altötting zur „Fairtrade-Stadt“ ausgezeichnet wurde und stellte zur Verlosung drei Geschenkkörbe aus dem Missionsladen zur Verfügung. Kurz und bündig machte es Kirchenpflegerin Andrea Schweer mit ihrem Bericht aus der Kirchenverwaltung, in dem sie auf den Weihnachts-Pfarrverbandsbrief verwies: „Da steht eh der Bericht der Kirchenpflegerin und somit alles Informative drin, aber zugleich möchte ich den Kirchenverwaltungsmitgliedern für ihren Einsatz und Engagement danken!“ Dafür legte sich Andrea Schweer mit Frauenbundsvorsitzender Uschi Gottschalk ins Zeug, indem die beiden Frauen das Pfarrleben als Wochentage imitierten und dabei improvisieren mussten (eigentlich wären für alle Wochentage Darsteller ausgewählt worden, doch Montag, Dienstag, Donnerstag hatten sich krankheitsbedingt abgemeldet). So blieben nur Uschi Gottschalk als Mittwoch, die ihre Darstellung als ruhig und untätig empfand, da ja auch der Frauenbunds-Gottesdienst abgeschafft worden sei und Freitag, den Andrea Schweer darzustellen versuchte, aber gleich an Pfarrgemeinderatsvorsitzende Luise Hell mit deren unzähligen kirchlichen Ehrenämtern weiterreichte: „Die Luise hätte da wohl einiges mehr zu berichten!“
Einiges zu berichten gerade im Hinblick auf die Kirchenstatistik 2022 hatte Stadtpfarrer Metzl, wenn auch leider nicht gerade Positives: „Wenn wir die Wirklichkeit wahrnehmen und uns ihr stellen, zeigt der Blick auf die ‚Mitgliederzahl‘ einen drastischen Negativtrend.“ Die Missbrauchsaffäre mache mit Kirchenaustritten auch vor Altötting nicht halt. Auf das Thema „Brüder Samariter“ eingehend: Dass uns die Brüder Samariter nach zweijährigem Wirken verlassen müssten, sei für die meisten Altöttinger und alle Gläubigen, die den Dienst der Brüder Samariter hier am Gnadenort nur löblich zu schätzen wissen, unverständlich, belastend und mache die Situation vor Ort nicht besser. Trotz alledem zeigte sich Altöttings Stadtpfarrer zuversichtlich: „Mit Gottes Hilfe geht es immer weiter und wir hoffen, mit den Paulinern, die als Samariter-Nachfolger im Gespräch sind, in eine gute Richtung.
Auf 5.090 Katholiken in der Pfarrei St. Philippus und Jakobus, resümierte Prälat Metzl die Statistik 2022 der Pfarrei St. Philippus und Jakobus, kämen 37 Taufen, dem gegenüber stünden 97 Sterbefälle sowie 66 Kirchenaustritte, d.h. auf eine Taufe träfen 4,3 Sterbefälle/Austritte. Dies bedeute einen schmerzlichen Abwärtstrend, was die Anzahl der Gläbigen betrifft, nicht nur in unserer Pfarrei und nicht nur in der katholischen Kirche weltweit. „Glaube und Kirche verlieren immer mehr an Bedeutung, viele Menschen sehen im Glauben keine Relevanz mehr“, so Metzl. Deshalb lautete sein dringender Appell: „Bitte sprechen Sie gerade in den Familien wieder mehr über Gott, damit der Glaube künftig wieder an Bedeutung gewinnt!“ Mit der künftigen Situation, was Seelsorge am Gnadenort anbelange, sehe es nicht viel besser aus: Mit dem Ausscheiden unserer beiden Kapläne, den Samariter-Brüdern Martin Thaller und Michael Kassler Ende Juli, sowie von Diakon Thomas Zauner zum 31. Dezember letzten Jahres, sei unsere Seelsorge im Pfarrverband Altötting mit einem halben Stadtpfarrer und einem halben indischen Vikar besetzt, da ja zum Amt des Stadtpfarrers auch noch der Aufgabenbereich als Administrator/Wallfahrtsrektor hinzukäme, und beim indischen Vikar die Krankenhaus-Seelsorge. Trotz dieser Negativ-Nachrichten, der Pfarrfamilienabend zeigte wiederum, dass „Kirche lebt“ in einer engagierten Glaubensgemeinschaft wie der von St. Philippus und Jakobus. Musikalisch wurde das „Publikum“ mit hervorragenden und gekonnt dargebotenen Stücken erfreut: Maxi Morgenstern spielte munter mit der Ziach auf, Frauenbund- und Kolpingchor unter Leitung von Saki Yoshida sowie ein Ensemble der Altöttinger Mädchenkantorei mit dem Männerchor (fast alle ehemalige Kapellsingknaben) unter Leitung von Herbert Hager sorgten mit ihrer Darbietung für Schwung und gute Laune was spontan zum Mitklatschen animierte.
Zum Schluss des gelungenen Abends blieb es an Luise Hell, Dank zu sagen, allen, die sich im Pfarreileben einbringen, „nur so präsentiert man sich positiv nach außen und ist Pfarreigestaltung möglich“, lautete ihre Devise. Insbesondere gedankt wurde allen Ehrenamtlichen, die nicht im Rampenlicht stehen sondern zuverlässig und einsatzfreudig im Hintergrund wirkten. Dazu zählt Anni Thalhammer, die 40 Jahre lang den Lektorendienst einteilte. Nicht nur sie wurde mit einem Blumenstrauß geehrt sondern auch verdienterweise Luise Hell, die von der stellvertretenden Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Sabine Köppl-Gmach damit überrascht wurde. Da blieb es an Stadtpfarrer Prälat Dr. Klaus Metzl nach dem gemeinsam gesungenen Abendlied über alle Anwesenden den Segen zu spenden – auch dem jüngsten Pfarrfamilienabend-Besucher, dem 14 Tage alten Benedikt – wobei dieser glückselig, abwechselnd in den Armen von Mama Theresa, Papa Simon oder Oma Michaela schlummerte, somit die Veranstaltung verschlief. Aber das ist nicht weiter tragisch, denn eines ist sicher: In der Familie des kleinen Benedikt wird von Gott gesprochen, da ist der katholische Glaube fest verankert.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner